Dienstag, 12. April 2011

South Australia

Wir befanden uns auf dem Weg Richtung Adelaide. Es wurde schon dunkel und so beschlossen wir eine Rest Area aufzusuchen um unsere Cordon Bleus in die Pfanne zu hauen. Eine wirklich leckere und willkommene Abwechslung zu Nudeln mit Tomatensauce. Nach dem Essen fuhren wir weiter. Das Radio streikte schon auf der ganzen Fahrt. Es war absolut nicht möglich einen vernünftigen Sender zu empfangen, auf dem kein Hörbuch lief oder rund um die Uhr Nachrichten gesendet wurden. Wir switchten auf die AM Welle um, auf welcher wir wenigstens Musik empfingen. Die Qualität lies zwar extrem zu wünschen übrig und noch dazu kam sie aus einem Zeitalter, in dem man noch Faltenröcke trug. Aber wir waren dankbar. Etwa 100 km vor Adelaide, es war schon nach 2 Uhr, beendeten wir schließlich die Fahrt und schlugen unser Nachtlager auf. Als wir aufwachten schien die Sonne und es war angenehm warm. Welch Freude nach der Kälte, die bereits in Victoria Einzug gehalten hatte. Das erste Mal kramten wir Tisch und Stühle hervor und frühstückten in aller Gemütlichkeit in der Sonne. Es gab Spiegelei und alles was das Herz begehrt. Frisch gestärkt und voller Hoffnung fuhren wir in die Adelaide Hills auf der Suche nach einem Apfelerntejob. Wir kamen nach Hahndorf. Klingt ziemlich deutsch und ist auch irgendwie deutsch. Hier und da hängt eine deutsche Flagge. Es gibt Geschenkeshops mit Kuckucksuhren und allerlei Tünnef, einen Puppenladen und in den Restaurants möchte man deutsche Gerichte anbieten, was leider nur teilweise gelungen ist, da die Grenze zu Polen kaum erkennbar ist. In der Touristeninformation wurden wir mit einer Karte ausgestattet und erhielten wenig brauchbare Tipps über die ersten Anhaltspunkte bei unserer Jobsuche. Der mürrische alte Mann hinter dem Schreibtisch zeigte nur wenig Elan bei der Hilfe. Eine etwas jüngere Dame drückte uns ein A4 Blatt mit allen Telefonnummern, der in den Adelaide Hills ansässigen Apfelplantagen in die Hand, die ich zurück im Auto angekommen, alle abtelefonierte. Einige der Nummern kamen uns bereits bekannt vor, denn wir hatten schon vorweg das Internet nach Farmen abgegrast und bis dato wenig Erfolg gehabt. Viele der Telefonate blieben unbeantwortet, einige erfolglos und wieder andere, die selbst keine Arbeit zu bieten hatten, erklärten uns, wo wir es noch versuchen sollten. Das Resultat: unbefriedigend. Da wir diese Niederlage nicht tatenlos hinnehmen wollten machten wir uns auf den Weg um die einzelnen in Frage kommenden Farmen persönlich aufzusuchen. So bahnten wir uns den Weg durch die Adelaide Hills bis nach Lenswood, der Apfelhochburg. Hier liegen die Apfelplantagen dicht an dicht. Apfelbäume wohin das Auge reicht. Wir probierten unser Glück im Kühllager und klopften an sämtliche Haustüren und boten unsere Hilfe an. Doch niemand brauchte uns. Erschwerend kommt hinzu, dass die Ernte einer etwa 2-3 wöchigen Pause unterliegt, denn die Hauptsaison beginne wohl erst Mitte bis Ende April.
Nächster Halt, die Haustür der Appelina Hills Plantage. Dort hatten wir ebenfalls vorweg versucht telefonischen Kontakt aufzunehmen. Eine nette Dame erklärte uns, sie wisse nicht genau, ob noch Erntehelfer gebraucht werden und ihr Mann sei erst am Nachmittag wieder anzutreffen. Also probierten wir auch dort unser Glück persönlich. An der dritten Haustür, die ersten beiden blieben verschlossen, trafen wir auf eine der Töchter. Auch sie konnte uns keine genaueren Auskünfte geben, rief aber ihren Vater an, der wenig später mit seinem Moped herbeigeknatte aber er melde sich in ein bis zwei Wochen bei uns. Zum Abschied drückte er uns ein paar Äpfel frisch vom Baum in die Hand. Hmm… waren die lecker!
Auch die weitere Suche brachte nicht mehr Erfolg. Ein freundlicher Traktorfahrer des Smith Gully Orchards erklärte uns den Weg zu seiner Chefin. Am Kreisverkehr, nach dem Coles Supermarkt, sollten wir die dritte Ausfahrt nehmen, um in der ersten oder zweiten Querstraße links, wo ein grünes Auto stehen sollte, Susi zu finden. Doch nach viel zu vielen Querstraßen, noch mehr grünen Autos und noch weniger Susis stellten wir die Suche ein und fuhren weiter gen Norden ins Barossa Valley, nach Nuriootpa. Denn es wartete noch ein Ass im Ärmel. Am Vormittag, nachdem ich sämtliche Plantagen angerufen hatte, versuchten wir es auch bei der nationalen Harvestline (Erntehotline). Die freundliche Dame am anderen Ende gab uns die Telefonnummer von Mark, der noch Leute zum Traubenernten suchte. Kurzerhand riefen wir Mark an und schuppdiwupp hatten wir den Job für den nächsten Morgen sicher.
In Nuriootpa angekommen, stellten wir uns auf einen ruhigen Parkplatz mit Toilettenhäuschen und schlugen unser Nachtlager auf. Nach einem schnellen Frühstück fanden wir uns überpünktlich um 7.00 Uhr in der Old Kapunda Road 23, vor einem verkauften Haus, ein.
Ein freundlicher Tankstellenwart hatte uns am Vorabend noch erklärt, wo wir diese Straße finden und glücklicherweise hatte ich diesen auch gleich noch nach der aktuellen Uhrzeit gefragt, denn ich war mir bezüglich der Umstellung von Winter- auf Sommerzeit, wie in Europa, unsicher. Aber in Australien wird ja Winter und nicht Sommer. Also eher die Umstellung von Sommer- auf Winterzeit. Aber die kam dann 1 Woche später:’) Jedenfalls wären wir sonst viel zu früh dagewesen und dank dem netten Typen konnten wir eine halbe Stunde länger schlafen;). Denn South Australia hat zu Victoria eine halbe Stunde Zeitverschiebung.
Ein bärtiger Mittvierziger in einem blauen Pickup stellte sich als Mark, unser Boss, heraus. Kurze Zeit später folgten wir ihm in einer Kolonne aus weiteren Backpackern zur Farm. Dort angekommen wurden wir mit einer Schere (ähnlich einer Rosenschere) und einem Eimer ausgestattet. Die Arbeit konnte beginnen. Schnipp schnapp, schnipp schnapp… Aufgrund der Tatsache, dass wir nach Stundenlohn bezahlt wurden, mit $ 15,22 pro Stunde, zog sich der Tag wie Kaugummi. Bei Akkordarbeit ist das anders. Man verliert sämtliches Zeitgefühl und der Tag ist weg wie nichts. Man ist einfach nur damit beschäftigt so schnell wie möglich so viele Bins wie möglich zu füllen.
Von Rückenschmerzen geplagt, die Trauben hängen aber auch auf einer doofen Höhe, neigte sich auch dieser Tag irgendwann seinem Ende. Nach Feierabend suchten wir erfolglos nach einer Duschmöglichkeit. Wir mussten uns beeilen, denn Michi, ein ehemaliger Arbeitskollege aus der Schweiz und sehr guter Freund hatte sich zu Besuch angemeldet. Er war bereits am Vormittag in Adelaide gelandet. Einige Zeit später, als abgemacht, trafen wir in Adelaide ein. Adelaide ist keine so große Stadt wie Sydney oder Melbourne aber dafür nach meinem Geschmack viel schöner. Und wenn man das Straßensystem einmal erkannt hat, findet man sich auch relativ schnell zurecht…
Michi hatte sich ins YHA Central, eines der schönsten Hostels in dem ich bis jetzt übernachtet habe, eingebucht. Also hielt auch ich Ausschau nach einem Bett. Basti konnte uns leider keine Gesellschaft leisten, da sich große Ebbe in unserer Reisekasse auszubreiten versuchte und er daher diese Zeit ziemlich erfolgreich der Traubenernte widmete. Irgendwie war die ganze vermasselte Angelegenheit auf meinem Mist gewachsen, denn ich ging davon aus, dass Michi Ende April zu Besuch kommen würde, und fiel aus allen Wolken als er am Samstag am Telefon meinte, sein Flug ginge morgen Mittag und dann sehen wir uns Dienstag…, ich war platt:’) Na ja, kann passieren… der Zeitplan wurde halt etwas abgeändert… hier in Australien alles kein Problem;).
Jedenfalls checkte ich im YHA Central in der Waymouth Street ein, was sich als gar nicht so einfach herausstellte, da der check-in Prozess eine gute halbe Stunde dauerte. Basti und ich nahmen erst einmal unsere wohl ersehnte Dusche und wechselten unsere Pflückklamotten gegen großstadttaugliche Kleidung. Anschließend trafen wir auf Michi. Ein schönes Gefühl, so fernab am anderen Ende der Welt ein vertrautes Gesicht zu sehen:’).
Ins Gespräch vertieft, schließlich mussten erstmal alle Neuigkeiten ausgetauscht werden, machten wir uns auf die Suche nach etwas Essbarem. Die Entscheidung fiel auf ein italienisches Restaurant. Auf dem Weg dahin unterhielt uns Basti mit einem kleinen Ständchen am Klavier. Mit der Aufschrift „Play me, I am yours“ stehen mitten in den Fußgängerzonen von Adelaide einige davon herum… Wir löcherten Michi und wollten alles erfahren was sich in den letzten 3 Monaten auf der anderen Seite des Erdballs so ereignet hatte. Demnach verging der Abend wie im Flug. Basti verbschiedete sich und machte sich zurück auf den Weg nach Nuriootpa, um am nächsten Morgen wieder pünktlich 7.00 Uhr in der Old Kapunda Road parat zu stehen. Michi und ich suchten ein Pup auf, was sich in diesem Teil der Stadt als etwas schwierig heraus stellte, denn Adelaide schien schon gegen 21.00 Uhr die Bordsteine hochgeklappt zu haben. Aber so ist das eben, wenn man sich nicht richtig auskennt. Endlich eins gefunden gesellten wir uns zu vier Australiern, die schon gut einen gebechert hatten. Die beiden befreundeten Pärchen, im Alter von schätzungsweise um die 40, kamen aus New South Wales und waren in Adelaide um die bestanden Prüfungen der Frauen zu feiern. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt. Eine der beiden Damen, deren Mann schon gar nicht mehr viel zu sagen hatte, da er auf seinem Hocker immer wieder in Sekundenschlaf viel, steckte Michi nach Kanada und mir gab sie einen Namen, den ich leider wieder vergessen habe. Mit Ross ging ich eine kleine Wette ein und viele Gespräche später entschieden wir uns zu Gehen. Bevor wir uns trennten und sich der schöne Abend dem Ende zuneigte, kippte die Dame, deren Mann nun mittlerweile am Tisch ganz eingeschlafen war, aus den Latschen, doch glücklicherweise stand ja der Kanadier direkt neben ihr um sie aufzufangen – die war vielleicht betrunken:’).
Ich verabrede mich für den nächsten Morgen mit Michi in der Lobby des Hostels. Endlich mal wieder in einem richtigen Bett schlafen, ausgiebig duschen und Wäsche waschen. Wie einfach man doch mit der Zeit glücklich zu machen ist.
Wie abgemacht trafen wir uns in der Lobby um den weiteren Tagesablauf zu besprechen. Wir entschieden uns in ein günstigeres Hostel, das Michi noch von seinem früheren Aufenthalt kannte, umzuziehen. „My Place“, in schweizer Hand:’), befand sich gleich 3 Blöcke weiter in derselben Straße. Wir gingen einen Kaffee trinken, warteten noch auf meine Wäsche und zogen um. Nach einem reibungslosen und sehr freundlichen check-in wurde es plötzlich immer voller um die Reception. Preisfrage: Wie viel Gepäck (in kg) darf ein Mann für 10 Tage Urlaub mit sich führen? Die Receptionistin, eine Schweizerin, fragte im Wechsel alle sich dem Empfangstresen nähernden Mädels und Jungs über ihre Meinung zu Michi’s Gepäck. Das Resultat, gar nicht ganz so eindeutig, 15 kg sind in Ordnung:’). Als alle wieder verschwunden waren bezogen wir unseren 6-Dorm. Anschließend befolgten wir den Rat der Receptionistin und liehen uns völlig kostenfrei, auch das ist in Adelaide möglich, Fahrräder und fuhren am Fluss entlang Richtung Glenelg.
Die Radtour erinnerte mich einwenig an Dresden, wenn wir manchen Sonntag elbaufwärts Richtung Rathen geradelt sind. Einziger grober Unterschied: der Radweg verlief hier schließlich am Strand entlang und nicht durch die sächsische Schweiz. Überhaupt erinnert mich Adelaide an Dresden. Vom nordöstlichen Teil der Stadt, hoffe die Himmelsrichtung stimmt einigermaßen, hat man einen ebenso schönen Blick über die City in die Adelaide Hills mit Mt. Lofty wie in Dresden auf den Elbhang, der sich ebenfalls ca. 500-600 m erhebt. Hoffentlich gibt es zu einem späteren Zeitpunkt noch die Möglichkeit einen Blick von oben nach unten zu erhaschen. Vom Mt. Lofty soll man bis nach Kangaroo Island sehen können.
Wir hatten zu tun, die Räder wieder pünktlich zum Ladenschluss abzugeben. Doch ich war froh, als ich endlich wieder absteigen konnte, denn mir tat mein ganzer Hintern weh. Man ist eben nichts Gutes mehr gewöhnt. Am Abend suchten wir, ebenfalls auf Raten der Receptionistin, ein asiatisches Restaurant in Chinatown auf, wo wir richtig gut gegessen haben. Und anschließend gab es noch einen Drink in einer etwas lottrigen Hotelbar, in der ein junger Australier seinen etwas verquer klingenden Gesang zum Besten gab. Die Fans hielten sich in Grenzen. Zurück im Hostel, unsere beiden Mitbewohnerinnen scheinen den ganzen Tag nichts besseres im Sinn gehabt zu haben als sich in Ihren Betten rumzukullern und sich das Hostel von Innen anzuschauen, sollte der Spaß noch nicht zu Ende sein. Im Nachhinein weiß ich leider gar nicht mehr was eigentlich so lustig war, doch ich konnte nicht mehr atmen vor Lachen und bin in Tränen ausgebrochen. Michi und ich hatten gar nicht viel getrunken, aber wir hatten es dennoch mega lustig und es nahm und nahm kein Ende. Die beiden Mädels kochten bestimmt schon vor Wut. Sie hielten es aber auch nicht für nötig sich mit uns zu unterhalten. Auf jede Frage bekamen wir nur eine knappe Antwort und damit war das Gespräch beendet.
Nach einem gemütlichen Kaffee am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Bus nach Port Adelaide. Der Ausflug war nicht sonderlich spannend, geschweige denn sehenswert, aber wir hatten es auch hier lustig. Auf der Rückfahrt erzählte uns eine etwas ältere Dame asiatischen Ursprungs mit einer Perücke ihre Lebensgeschichte, der wir „sehr“ interessiert lauschten. Am Nachmittag mieteten wir uns für 30 Minuten ein Tretboot und gurkten ein Stück auf dem Fluss vor dem Festivalcenter und dem Intercontinental Hotel hin und her. Der Typ vom Verleih besaß keine Uhr und mit meinen vielen Sommersprossen im Gesicht sehe ich sowieso sehr australisch aus, sodass die Uhrzeit eigentlich gar keine Rolle spielte. Auch dürften wir die übliche Begrenzung durch zwei Brücken gerne überschreiten:’). Highlight auf der Tretbootfahrt war ein am Ufer sitzender Pelikan, der wunderbar vor meiner Linse posierte. Außerdem habe ich gelernt, dass schwarze Schwäne gerne Äpfel mögen und einem diese sogar aus der Hand fressen… Am Abend entschieden wir uns diesmal für ein Steakhouse, das sich am Rande von Chinatown befand. Es war sehr rustikal mit schweren Holzbänken und Tischen eingerichtet und unzählige Nummernschilder aus den USA zierten die Wände. Das Essen war in jedem Fall empfehlenswert. Anschließend suchten wir ein Pup auf, mal wieder:). Diesmal wurden wir aber gleich fündig und fanden uns in der gleichen Straße wie am ersten Abend wieder, als wir die vier Australier kennen lernten. Wir hockten uns an die Bar und tranken gemütlich einen Gin Tonic. Daraus wurden zwei, drei, vier und ich weiß nicht mehr wie viele. Ein etwas älterer Mann aus Irland, der plötzlich neben mir hockte, meinte mir ein Gespräch ans Knie nageln zu müssen. Was zunächst auch in Ordnung war, doch er wollte gar nicht mehr aufhören zu reden. Es änderte auch nichts an der Situation als ich mich mit Michi offensichtlich auf Deutsch unterhielt. Unterdessen lernten wir zwei etwas schräge Vögel, einen Australier und einen Neuseeländer, kennen, die uns zum einen den Iren vom Hals hielten, den Rest erledigte der Türsteher, und mit denen wir zum anderen einen schönen Abend verbrachten. Erst als die Stühle schon hochgestellt waren und wir quasi rausgekehrt wurden, schlugen wir den Heimweg ein. Noch schnell im Restaurant „zum Golden M“ einen Mc Double bestellt, gingen wir zurück zum Hostel.
Wieder aufgewacht, unsere Mitbewohner waren schon fast alle abgereist, packten wir unsere Sachen, deponierten das Gepäck an der Reception und buchten unseren Trip. Wir beschlossen für zwei Tage mit dem Bus nach Port Elliott zu fahren und dort im Beachhouse zu nächtigen. Von YHA wurde ein günstiges Package angeboten. Noch schnell einen Kaffee getrunken, mussten wir uns beeilen, die Koffer zu schnappen und rechtzeitig zur Busstation zu gelangen. Man sollte eine halbe Stunde vor Abfahrt einchecken, was wir jedoch nicht ganz einhielten und was aber auch kein Problem darstellte. Zu spät waren wir ein anderes Mal:’). Nach gut zwei Stunden Fahrt sind wir in Port Elliott angekommen. Aus dem Bus ausgestiegen, machten wir uns auf den Weg ins Hostel. Dazu mussten wir die gut befahrene Hauptstraße des kleinen Ortes überqueren. Ich wackelte mit meinem Koffer los bis zum Mittelstreifen um auf den Verkehr der gegenüberliegenden Seite zu warten. Jedoch war der ankommende Verkehr auf meiner Straßenseite schneller. Es kam ein etwas überbreiter Truck, der, auf der sowieso nicht so breiten Straße, nun nicht an mir vorbei kam. Also hielt ich, mit meinem Koffer im Schlepptau, kurzzeitig den Verkehr auf. Ich musste lachen und der Fahrer fing auch an zu grinsen…
Wir checkten im YHA Beachhouse, dem definitiv schönsten Hostel, in dem ich je übernachtet habe, gegen 15.00 Uhr ein. Ein Kuvert, das die Zimmerkarten enthielt, hing angeschrieben mit unseren Namen an der Reception, die zwischen 12.00 und 17.00 Uhr nicht besetzt ist, parat. Wir hatten ein überfülltes Hostel erwartet, da man keine zwei Betten mehr in einem Zimmer frei hatte. Doch es machte eher den Anschein als seien wir die einzigen Gäste. Das Hostel - eine sehr großzügige Villa, die einen sehr gepflegten Eindruck machte und recht modern eingerichtet war. Eine rustikale Holztreppe führte nach oben in den ersten Stock, wo sich mein Zimmer befand, in dem offensichtlich zwei weitere Mädels wohnten. Unten im riesigen Esszimmer befand sich ein Kamin mit einem grünen Sofa davor. Links ging es in den Fernsehraum mit riesigem Flachbildschirm an der Wand. Es gab eine gut ausgestattete Küche. Draußen im Garten hatte es ein BBQ neben einer Sitzecke und auf der Terrasse standen Liegestühle. Eine Tischtennisplatte gehörte auch zum Inventar, die auch gleich zu einem Match einlud:’). Am Abend testete Michi die Küche auf Herz und Nieren und im nahe gelegenen Pup, ließen wir den Abend bei einem Gin Tonic ausklingen. Am nächsten Tag machten wir uns zu Fuß auf nach Victor Habour, dem nächst größeren Ort. Dort beobachteten wir begeisterte Rentner beim Croquet spielen, dessen Regeln einem Laien auch bei genauerer Analyse ein absolutes Rätsel bleiben. Unweit der älteren Herrschaften begnügte sich die Jugend an einer Halfpipe und nebendran hatte es eine Bühne, auf der Nachwuchskünstler ihr Können präsentierten. Wir schauten den Croquet-Damen noch ein wenig über die Schulter und machten uns dann auf den Rückweg nach Port Elliott. Im Hostel war nicht viel mehr los, als am Nachmittag. Wir besorgten ein paar Kleinigkeiten fürs Abendessen im Supermarkt und lieferten uns ein spannendes Tischtennismatch. Unterdessen haben wir Marina und Claudia, die beiden Mädels in meinem Zimmer, kennen gelernt. Sie arbeiten jeden Morgen zwischen 11.00 und 13.00 Uhr im Hostel und können dafür gratis übernachten. Haben aber zusätzlich noch einen Job im Restaurant, wo sie ein paar Stunden in der Woche ihr Taschengeld aufpolieren können.
Am Abend kochten wir wieder im Hostel. Diesmal war die Küche etwas voller. Ein älteres Ehepaar aus Deutschland ist angereist. Sehr herzliche Leute, die Schulzis. Zum kochen köpften wir eine Flasche Wein, die wir mit den Mädels teilten. Zum Essen saßen wir alle im „Speisezimmer“, die Mädels an unserem Tisch, eine sehr heimelige Atmosphäre:’).
Nach dem sensationellen Essen holten wir den Globus, der neben dem Kamin im Bücherregal stand, herbei und lauschten Michi’s Weltreisegeschichten. Großes Fernweh hielt Einzug, doch dabei sind wir doch alle schon am anderen Ende der Welt…
Basti hielt mich unterdessen immer wieder auf dem Laufenden, was die Arbeit anging. Er hatte alles gemanaged, unsere Daten angegeben, damit wir unseren Lohn kassieren konnten und meinen Platz frei gehalten, damit ich nächste Woche wieder einsteigen konnte. Er hatte auch nur einen Tag frei und ansonsten die ganze Woche über alle Hände voll zu tun.
Am Sonntag hieß es für Michi und mich wieder alle Sachen zusammen zu packen. Am frühen Nachmittag sollte unser Bus zurück nach Adelaide gehen. Nach einem gemütlichen Frühstück bei Sonnenschein im Garten mit Marina und Claudi haben wir die Zeit mit einem weiteren Match verbracht. Als Marina und Claudi ihre Arbeit beendet hatten hockten wir uns alle auf die Terrasse und genossen die Sonne. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt. Ich wollte gar nicht mehr abreisen, aber der Bus kam. Wir verabschiedeten uns schweren Herzens, schnappten unser Gepäck und liefen zur Haltestelle… hm, und sahen den Bus nur noch von hinten;p. Ich habe innerlich gejubelt. Nun mussten wir noch einen Nacht länger bleiben, denn des war der einzige Bus. Die Mädels schauten nicht schlecht, als wir 10 Minuten später wieder zurück waren. Wieso uns nicht gleich eingefallen ist um eine Nacht zu verlängern? So schnell sieht man sich wieder!!! Das Gepäck verstauten wir wieder im Wäschelager, die Reception war ja leider nicht besetzt, was uns am erneuten einchecken hinderte.
Marina und Claudi wollten zum Einkaufen mit dem Fahrrad nach Victor Habour fahren. Glücklicherweise gab es vier Räder. Also machten wir eine kleine Radtour. Auch die Schulzis machten ein verdattertes Gesicht, als sie uns wieder sahen. „Mutti“ versorgte mich mit einer windfesten Jacke. Die Sonne hatte sich mittlerweile verkrochen und es war etwas kühl geworden. In meinem Koffer befanden sich nur die notwendigsten Sachen, sodass ich nichts Passendes dabei hatte. „Papi“ kümmerte sich um mein Fahrrad, dessen Sattel mir zunächst nicht richtig passte. Voll ausgestattet und warm angezogen konnte es also losgehen. Wir beschlossen am Abend ein BBQ zu machen und kauften entsprechend ein. Michi war unser Grillmeister. Es gab lecker Fleisch und gegrilltes Gemüse. Mhhh… ein kleines Festessen:’). Auch für die Schulzis hatte Michi eine kleine Kostprobe vorbereitet. Nach einer kleinen Fotosaisson auf dem grünen Sofa vor dem Kamin, spielten wir noch eine Runde Scrabble und ärgerten uns über die unmögliche Buchstabenzusammenstellung. Ein richtig toller Tag und ein noch tollerer Abend gingen zu Ende…
Nach einem ausgiebigen Frühstück, am großen Esstisch diesmal, mit allen Bewohnern des Hostels, hieß es Sachen packen. Die Schulzis hatten uns angeboten, in ihrem Auto mitzufahren, was wohl mit all dem Gepäck etwas eng, wenn nicht gar unmöglich, gewesen wäre. Für den Bus hätten wir erneut bezahlen müssen. Doch dann der Anruf von Basti. Es gäbe für heute keine Arbeit und er könne uns abholen. Also platzierten wir uns die restliche Zeit wieder in der Sonne auf der Terrasse und warteten auf unseren Transfer. Nun hieß es endgültig Abschied nehmen…
Basti kam, wir verstauten alle Sachen im Van und fuhren zurück nach Adelaide. Es war bereits Nachmittag, suchten wir in der Fußgängerzone ein Café auf und beobachteten die vorbeieilenden Menschen. Anschließend machten wir einen ausgiebigen Spaziergang durch die Parks in North Adelaide. Zum Abendessen gings nochmals ins Steakhouse am Rande von Chinatown. Hmm… Yummy! Dort könnte ich mir auch vorstellen zu arbeiten:’). Der Abend neigte sich viel zu schnell dem Ende. Wir setzten Michi am YHA Central ab und verabschiedeten uns. Mit einer Liste zu grüßender Freunde und ehemaliger Kollegen ließen wir Michi zurück und fuhren weiter nach Nuriootpa. Richtig schön war der Urlaub vom Urlaub und viel zu schnell verging mal wieder die Zeit…

Ich zog zurück in den Van und in den nächsten Tagen standen wir wieder 7.00 Uhr morgens in der Old Kapunda Road parat um uns der Traubenernte zu widmen. Bis uns eines Morgens der Wecker vergebens den Schlaf raubte, da der Auftrag für diesen Tag kurzfristig abgesagt wurde und uns bereits 10 nach 7.00 Uhr arbeitslos machte. Die Saison war schlecht, die Trauben zu schimmelig. Einige Bauern hatten ihre Stöcke gespritzt, obwohl sie das nicht hätten tun dürfen, und die Kapazitäten in der Weinverarbeitungsanlage waren begrenzt. Alles war etwas undurchsichtig und dazu kam, dass sich die Saison sowieso dem Ende zuneigte.
Bei einer Tasse Kaffee im Subway und überschwänglich guter Laune, da ein herrlich sonniger Tag bevor stand, besprachen wir das weitere Vorgehen und beschlossen spontan South Australia ein wenig zu bereisen und damit die arbeitsfreie Zeit zu überbrücken. Denn es sollte erst in ein paar Tagen mit der Ernte weiter gehen. Vor der Tankstelle wechselten wir unsere Pflückklamotten wieder gegen die Kleidung zivilisierter Menschen und begannen unsere Fahrt in Richtung Kingston. Vorbei an Hahndorf, wo es eine Tasse Kaffee und deutschen Apfelkäsekuchen gab, dabei kenne ich gar keinen deutschen Apfelkäsekuchen:’(, fuhren wir weiter, in Gespräche vertieft und der Tankanzeige keine Beachtung schenkend, über den Highway. Als Eddy plötzlich der Sprit aus ging und wir in absoluter Dunkelheit am Straßenrand stehen blieben. So etwas kann auch nur uns passieren. Dumm eben, wenn die Tankleuchte nicht mehr funktioniert… Wir kramten einen kanisterähnlichen Behälter aus den Kadakomben unter unserer Matratze hervor und machten uns zu Fuß auf den Weg. Die letzte Ortschaft, an der wir vorbei gekommen sind, lag auch schon wieder einige Kilometer zurück. Glücklicherweise, wir mussten gar nicht lange laufen, hielt ein PKW vor uns an. Ein älteres Ehepaar auf dem Heimweg, nahm uns mit zur nächsten Tankstelle und brachte uns auch tatsächlich wieder zurück zum Van. Ganz schön hilfsbreit die Australier. Wir bedankten uns überschwänglich und fuhren zum Volltanken zurück, denn wer weiß, wie weit die nächste Tankstelle entfernt lag. Mittlerweile war es schon spät geworden und so schlugen wir unser Nachlager auf der nächsten Rest Area auf. Am nächsten Morgen, der Sommer war zurück, gab es mal wieder Frühstück im Freien. Anschließend ging es weiter nach Kingston. Wir machten einen kurzen Spaziergang am weißen Sandstrand entlang bis zum historischen Cape Jaffa Lighthouse, gingen noch einkaufen und fuhren weiter an der Küste entlang. Vor dem Ortsausgang kamen wir noch am Big Lobster, einem überdimensional großen Hummer, vorbei. Wir fuhren durch den Coorong Nationalpark und hielten am Jacks Point, von wo aus man jede Menge Pelikane aus der Ferne beobachten konnte. Wir genossen die Landschaft und nach einer kurzen Fährenfahrt auf eine kleine Halbinsel unweit dem Ort Narrung rasteten wir auf einem traumhaft schönen Campingplatz direkt am Wasser. Nach dem Abendessen, bestehend aus gebrutzelten Würstchen, mariniertem Fleisch und frischem Salat, machten wir ein gemütliches Lagerfeuer, dass wir mit Ästen vom Eukalyptusbaum und Bettlaken aus Cobram-Farm-Zeiten, wir wissen, dass man das nicht macht, am Leben hielten und uns damit bis zum Ende unserer Flasche Sekt treue Gesellschaft leistete. Am Morgen danach gönnten wir uns Wellness pur. Wir frühstückten in aller Ruhe und genossen die Idylle. Bei sommerlichen Temperaturen konnten wir unsere portable Dusche und das zugehörige Zelt einweihen. Mit unserem Gasherd machten wir das Wasser heiß und bei lauter Musik aus dem Autoradio konnte das Duschvergnügen losgehen…
Wie aus dem Ei gepellt fuhren wir weiter nach Victor Habour. Wir spazierten auf die kleine vorgelagerte Insel, namens Granite Island, die über einen Damm nur zu Fuß oder mit einem Pferdekarren zu erreichen ist, und genossen die warme Nachmittagssonne. Tagesziel war Cape Jervis, am südwestlichen Zipfel von Fleurieu Peninsula, da wir mit dem Gedanken spielten, einen Abstecher auf Kangaroo Island zu machen. Auf dem Weg dorthin sahen wir unser erstes Buschfeuer. Schon aus weiter Entfernung konnte man den rot erleuchteten Horizont erkennen. Das Feuer hatte ein riesiges Ausmaß und erschien irgendwie unfassbar. Hektarweise brennt der Wald ab und niemand kann etwas dagegen unternehmen. Von Neugier getrieben, versuchten wir uns dem Feuer zu nähern und aus sicherer Entfernung einen Blick zu erhaschen. Doch die Straßen wurden von der Polizei abgeriegelt. Wir setzten unseren Weg fort als wir plötzlich von der Polizei angehalten wurden. Der Polizist wollte Basti’s Führerschein sehen, Fahrzeugpapiere gibt es hier ja sowieso nicht, und macht uns darauf Aufmerksam, dass unser rechtes Rücklicht nicht mehr funktionierte. Wir versprachen ihm, es am nächsten Tag zu reparieren, womit er sich glücklicherweise zufrieden gab und von einer Buße absah. In Cape Jervis angekommen, wir campierten direkt neben dem Leuchtturm auf einem riesigen Platz ohne eine Menschenseele, gab es dann bei ganz schön viel Sturm, aber dennoch milden Temperaturen ein paar Tütennudeln und eine Flasche Sekt. Am nächsten Morgen, der Wind war noch genauso stark, gab es nur ein schnelles Frühstück. Denn wir wollten anschließend mit der Fähre, die in Cape Jervis ablegt, auf Kangaroo Island fahren. Ich saß bereits abfahrbereit auf dem Beifahrersitz als Basti verkündete - wir haben einen Platten! Ein sehr nostalgischer Wagenheber, der im Lieferumfang des Vans enthalten war und unpassendes Werkzeug machten den Reifenwechsel zum Abenteuer. Ich lief zur Fährenstation und bat um Hilfe. Nachdem die Fähre abgelegt hatte, fand sich ein freundlicher Australier, der mich zurück zum Van fuhr und passendes Werkzeug dabei hatte. Er lieh uns seinen Wagenheber und eine passende Nuss, sodass sich Basti an die Arbeit machen konnte. Etwa zwei Stunden später stand Eddy wieder auf vier gesunden Rädern. Aufgrund des Preises, der Kürze der Zeit, die uns zur Verfügung stand und der Tatsache dessen, was uns auf Kangaroo Island erwartete, entschieden wir uns gegen den Besuch der Insel und setzten unsere Fahrt Richtung Adelaide fort. Unterwegs hielten wir in einer Werkstatt, die uns den Reifen für $ 20,00 flickte und auch wieder austauschte. Gleichzeitig erneuerten wir unser defektes Rücklicht, vervollständigten fehlende und durchgeschmorte Sicherungen und sind nun stolze Besitzer eines kompletten Nussschlüsselkastens:’).
Nach einem Shoppingtag in Adelaide, 300 Geschäfte später, um eine Jeans und ein Paar Ballerinas reicher, fuhren wir wieder zurück nach Nuriooptpa. Auf dem Highway, ich hatte das Steuer übernommen, hielt uns die Polizei an. Was ist denn diesmal das Problem, dachten wir. Alle Lichter funktionieren doch einwandfrei! Der Polizist wollte meinen Führerschein sehen, regte sich ein wenig auf, dass ich ihn nicht früher bemerkt hatte und teilte mir die Geschwindigkeitsüberschreitung von 12 km/h mit. Pusten durfte ich auch noch, hatte mir aber am hellerlichten Tag nichts vorzuwerfen. Er sah von einer Buße in Höhe von $ 375,00 ab und ließ uns mit den Worten: Er wisse, dass es in Deutschland bessere Straßen gebe als hier, weiterfahren.