Freitag, 8. Juli 2011

Port Lincoln - Ceduna - Nullabor Plain - Esperance

Nach endlich erfolgreicher Bargeldsuche, Bargeld hatten wir schon eine Weile nicht mehr, gönnten wir uns eine Tasse Kaffee bei der schönen Bäckerin:‘). In den wahnsinnig großen Ortschaften, die wir in den letzten Tagen passiert haben, gab es teilweise noch nicht mal einen Shop oder eine Zapfsäule geschweige denn einen Geldautomaten. In Port Augusta, der ersten größeren Stadt, war, wie sollte es auch anders sein, der einzige Automat unserer Bank außer Betrieb, und in Port Lincoln ist die Filiale abgebrannt. Die Außenstelle hatte kein Bargelddepot…
Nachdem wir uns den Hafen angeschaut, getankt und Wasser aufgefüllt hatten, gab es am Abend Fish & Chips. Sehr lecker! Lokal gefangener Whiting Fish. Wir dachten es wäre etwas unangebracht in Port Lincoln, der Hauptstadt der Fischerei, Chinesisch zu essen.
Anschließend fuhren wir weiter nach Norden in Richtung Sheringa und nächtigten auf der "Sheringa South Rest Area", etwa 8 km südlich der Weltmetropole, direkt am Highway. Eine weitere riesige Stadt. Es hat gestürmt und wieder vereinzelt sehr stark geregnet. Seit Port Augusta begleitet uns nun schon dieses wechselhafte Wetter. Ich möchte zurück ins Outback, da war es schön warm..-). 


In Sheringa, das aus einer Hand voll Häuser bestand, gab es nichts zu sehen. Wir fuhren also weiter nach Norden. Erster Stopp des Tages war Locks Well Beach. Ein sehr schöner weißer Sandstrand umgeben von schroffer Steilküste, den man über sehr viele Stufen, das "Staircase to Heaven" (Treppenaufgang zum Himmel), erreicht. 
Anschließend fuhren wir weiter nach Elliston.
Dort gibt es ebenfalls einen sehr schönen Sandstrand, wie vielerorts entlang der Küste des Landzipfels Eyre Peninsula, und einen historischen Jetty (Angelsteg oder Mole).

Ich liebe diese Jetties, wie man auf meinen Fotos sehen kann..:‘p In Elliston gibt es einen sogenannten Great Ocean Drive. Eine landschaftlich schöne aber unbefestigte Straße entlang der Küste. Durch riesige Pfützen ging es durchs Gelände. Es machte den Eindruck als hätten wir den eigentlichen Weg verpasst, denn es hatte kaum Reifenspuren und der Weg wurde schmaler und schräger. Ich bin lieber zum fotografieren ausgestiegen, anstatt mich der Gefahr auszusetzten umzukippen… Unbeschadet fanden wir wieder zurück auf den Highway.


Nächster Stopp - die Talia Caves. Höhlen und Becken, die im Laufe der Zeit durchs Wasser in die Felsen gegraben wurden. Die letzte Eiszeit hat ebenfalls ihre Spuren und damit eine sehr eindrucksvolle Küstenlandschaft hinterlassen. Es ging zwar mal wieder unbefestigte Straße entlang, doch dieser Abstecher hat sich gelohnt. 

In Venus Bay, der nächste Ort auf unserer Route, tummelten sich mehrere Pelikane und unzählige Möwen am Strand. An der Bootsrampe ankerten einige Fischkutter und entlang des Strandes schwammen viele kleine Motorboote und Nussschalen. Angler trifft man hier überall. In jeder Bucht und an jedem Küstenabschnitt gibt es eine andere Fischart. Ein sehr süßes Dorf, das vermutlich von vielen Australiern als Sommerresidenz genutzt wird, denn viele Häuser standen leer. 

In Streaky Bay gab es Kaffee und Kuchen und in Ceduna, mal wieder eine etwas größere Stadt, wo man die Möglichkeit für einen letzten Pit Stop hat bevor es auf den endlosen Highway nach Western Australia geht, haben wir nochmals Fish & Chips gegessen. Lokalen Red Snapper diesmal. Hmmm yummy:-). Für $ 15,80 pro Nase bekamen wir eine Portion Fisch gratis. Die nette Dame vom Tresen hat Basti ausversehen Flunder serviert. Sie hatte die gebackenen Fischfilets vertauscht. Basti bekam seinen Red Snapper trotzdem nachgeliefert und so konnten wir gleich noch Flunder auf Kosten des Hauses probieren:‘)

Ceduna markiert das Ende von Eyre Peninsula und den Beginn der langen, einsamen Fahrt über die Nullarbor Weiten. Übernachtet haben wir 51 km außerhalb der Stadt auf der Watraba Parking Area direkt neben dem Highway. Riesige „Road Trains“ (LKWs), zogen an uns vorbei. Der Highway ist einspurig, ohne Leitblanken mit 110 km/h befahrbar und auf der A4 Dresden-Frankfurt ist sogar nachts mehr Verkehr als hier den ganzen Tag. 

Dazu kommt, dass jeder entgegenkommende Fahrer grüßt. Auf der A4 gar nicht möglich und überhaupt unvorstellbar. Der Gegenverkehr ist nur wie auf einer kleinen Landstraße durch eine gestrichelte Linie voneinander getrennt. Wir mussten sogar schon für einen entgegenkommenden Schwerlasttransport mit Überbreite auf den unbefestigten Seitenstreifen ausweichen. In Deutschland werden ganze zwei, wenn nicht sogar drei, Spuren dafür gesperrt und überholen ist unmöglich. Hier alles kein Problem...

Es ist Mittwoch und unser erstes Ziel Penong - eines der vielen kleinen Dörfer am Highway. Am Dorfladen wird darauf hingewiesen, dass es der letzte Shop für die nächsten 1000 km sei. In der Tankstelle hatten wir die Möglichkeit für $ 3,00 zu duschen und währenddessen eine Maschine mit Wäsche im gegenüberliegenden, sehr rustikalen Waschsalon, anzuwerfen. Vor den Toren von Penong gibt es unzählige Windmühlen um die Dörfler mit Wasser aus einem kleinen unterirdischen Wasserbecken zu versorgen. Jeder Haushalt hat seine eigene Windmühle.
Nach unserem gut 2stündigen Aufenthalt in dem 200-Seelen Dorf fuhren wir weiter nach Westen. Vorbei am Nundroo Roadhouse, welches leider geschlossen hatte, und dem Nullarbor Hotel, die beiden letzten Stationen vor der SA - WA Grenze. Der Highway schlängelt sich durch eine immer karger werdende Landschaft. "Nullarbor" kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "ohne Bäume". Aufgrund der riesigen "Road Trains" (LKWs), die hier unterwegs sind und der erhöhten Gefahr bei Dunkelheit Känguruhs, Kamele oder Wombats aufzugabeln ist es nicht unbedingt empfohlen bei Nacht zu fahren. Bei Dämmerung suchten wir eine Schlafmöglichkeit auf und parkten Eddy an einem schönen Aussichtspunkt der Bunda Cliffs.
Über 80 m ragen diese aus dem Wasser. Man könnte meinen die Welt endet hier. Knappe 200 km zieht sich diese Steilküste bis kurz vor Western Australia. Der Abend endete bei unheimlichem Sturm und wolkenbruchartigen Regengüssen. Wir saßen kartoffelschälend im Auto und kochten unser Essen, während draußen die Welt unter ging. Der Wind rüttelte so stark am Van und der Regen peitschte nur so dagegen, dass wir eine sehr unruhige Nacht hatten…
Am Morgen mussten wir wieder drei Mäuse beerdigen, die kurz darauf von einem Raben geholt wurden. Zum Frühstück gab es frisch gepressten Orangensaft und nach einem kleinen Spaziergang entlang des Kliffs setzten wir unsere Fahrt fort. Wir kamen an weiteren Aussichtspunkten der Bunda Cliffs vorbei und schließlich zur Grenze.

Im Boarder Village (Grenzdorf) gibt es einen Quarantäne-Checkpoint. Wie auch an anderen australischen Staatsgrenzen muss man Obst, Gemüse, Tiere, Pflanzen, Honig, Nüsse usw. entsorgen, aufessen oder was auch immer damit machen, um die Ausbreitung von Pest und Seuchen sowie der Fruchtfliege, die es zum Beispiel in Queensland gibt und die jeder Farmer fürchtet, zu vermeiden. Doch noch keine Grenze, die wir bis jetzt passierten, war so aufgebaut wie diese. Normalerweise markiert lediglich ein Schild am Highway, dass man einen anderen Staat passiert und es wird einfach darum gebeten kein Obst und Gemüse mit hinüber zu nehmen. Noch eine letzte selbstgeerntete Mandarine gegessen, fuhren wir durch die Quarantäne. Eine ältere Dame fragte, ob wir diverse Sachen dabei haben. Ich kaute genüsslich auf meiner Mandarine, während Basti ihr unsere Vorratsbox zeigte. Sie wollte unsere Zwiebeln, 5 Kartoffeln, die noch aus einem 5 kg Sack übrig geblieben waren, und unseren Honig haben. Sogar eine Knoblauchzehe, die sich zwischen unseren Nudeln versteckt hatte, fand sie. Sie fragte nach dem grünen Beutel, der sich hinter dem Radkasten versteckte. Basti musste ihr gestehen, dass sich darin Orangen und Mandarinen befanden - weg. Basti zeigte ihr unsere Kühlbox und ihr Blick fiel auf den hinter der Rücksitzbank liegenden Kürbis - weg.
Es war unmöglich irgendetwas zu schmuggeln und für $ 5000 Strafe die Sache auch nicht wert. Nachdem sich die nette ältere Dame von der Grenze um unsere sämtlichen Obst und Gemüse Vorräte bereichert hatte wünschte sie uns eine gute Reise. Wir fuhren in den "Westen". Begrüßungsgeld zur Neuanschaffung gab es leider keins;‘).
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- Herzlich Willkommen in Western Australia! - 

Doch der Verlust hielt sich in Grenzen. Kürbis, Orangen und Mandarinen haben wir selber geerntet. Zwiebeln und Kartoffel haben wir im Sonderangebot, wie sonst alles andere auch, gekauft und Honig gab es ausreichend zum Frühstück, sodass der Rest noch nicht einmal zum Süßen von Tee gereicht hätte. Budgetschaden: unter $ 5,00. Das nächste Abendessen kann demnach leider nicht mit karamellisierten Zwiebeln, wie für Basti üblich, zubereitet werden. Aber auch diesen schmerzhaften Verlust werden wir gerade so überleben:‘).
Mit einer Zeitverschiebung von 45 Minuten ging es auf dem Highway weiter. In ca. 332 km kommt eine weitere Zeitzonengrenze mit einer Verschiebung von weiteren 45 Minuten, was uns den Tag um 1,5 Stunden verlängert hat. Nach Deutschland und in die Schweiz beträgt die Zeitverschiebung also nur noch 6 Stunden. Isst man in Deutschland um 12 Uhr zu Mittag genießen wir im gleichen Augenblick mit ganz viel Glück einen schönen Sonnenuntergang um 18.00 am Abend…


Erster Stopp in Western Australia war Eucla. Auf halben Weg zur Küste, inmitten weißer Sanddünen, steht eine alte Ruine einer Telegraphenstation von 1877. Diese Telegraphenstation verlinkte Western Australia mit dem restlichen Australien und der Welt. Nur 33 Jahre nachdem Samuel Morse den Telegraph erfunden hat, wurden hier jährlich 11.000 Nachrichten verschickt. Die erste Nachricht, mit dem Inhalt: "Eucla Linie eröffnet, Hurrah", wurde am 8. Dezember 1877 nach Perth gesendet.

Direkt neben der Ruine befindet sich ein Baum, so ziemlich der einzige weit und breit. Aus dem Baum zwitscherte und sang es. Er war voller Papageien und rosabäuchiger Vögel. Basti versuchte die schnatternden Viecher aufzuscheuchen um sie irgendwie vor die Linse zu bekommen. Was leider nicht ganz so gut gelang…
In Eucla selber, das nur aus einer Hand voll Häusern, einem Motel und zwei Zapfsäulen bestand, gab es sogar mal wieder Radioempfang, der jedoch leider nicht lange hielt. Eine gute Abwechslung zu Cat Stevens, der uns weiterhin musikalisch auf unserer Reise begleitet. Eine CD der Band Mattafix hat sich mittlerweile noch dazu gesellt und vertritt Cat Stevens hin und wieder. Doch die Rohlinge gehen uns aus und in unserem Handschuhfach werden die gebrannten Scheiben leider nicht alt;(.

Als nächstes kamen wir am Mundabilla Roadhouse vorbei. Dort hat Basti sehr kostengünstig zwei Kaffee für $ 6,00, was für "mitten in der Pampa" extrem günstig ist, zum mitnehmen selber zubereitet. Instantkaffee und Milo, australische Ovomaltine, im richtigen Verhältnis mit Milch und Wasser vermischt ergeben einen sehr delikaten Drink. Dazu: australische Pfefferminzkekse mit "Schogladnübarzuch"..:-p
Hach, ist das wieder lustig!!! Wir haben jede Menge Spaß beim Schreiben… Basti hat Schwielen unter den Füßen vom Fahren und ich an den Fingerkuppen vom Tippen. Die Reiseberichte schreiben wir so ziemlich zeitnah unterwegs um sie dann bei nächster Gelegenheit im Internet zu veröffentlichen…
Nur ein paar Kilometer später, 200 m vom Highway, gibt es eine Regenwasserauffangstation. Dort konnten wir seit langem mal wieder unseren Trinkwasservorrat auffüllen.

In Madura und Cocklebiddy, zwei ebenfalls sehr kleine Ortschaften, die aus nicht viel mehr, als einem Motel, einer Tankstelle und 2, 3 Häusern bestehen, haben wir nur kurze Tankstopps eingelegt. Die Spritpreise nehmen wieder zusehends ab. Also versuchen wir jedes Mal nur das Minimum zu tanken, um die nächste Station sicher zu erreichen. Von $ 1,96 über $ 1,88, und 1,83 ging es nach der Grenze schon runter auf $ 1,73 pro Liter. Bis jetzt waren unsere Kalkulationen so gut, dass wir noch nicht einmal unseren Reservekanister gebraucht haben. Seit Cocklebiddy haben wir sogar Empfang auf der AM-Welle. Hier läuft schöne nostalgische Musik zum Autofahren, wie man sie aus Filmen kennt:‘). Oberhalb von Madura gibt es einen Aussichtspunkt mit sagenhaftem Blick, der sich mal wieder mit dem Fotoapparat gar nicht so schön einfangen lässt, über den Highway und nach Süden über die unendlichen Weiten. Der Highway trägt hier den Namen Madura Pass, doch keine Ahnung warum. Mit einem Pass, wie man ihn aus Österreich oder der Schweiz kennt, hat das Stückchen Straße hier mal überhaupt gar nichts zu tun…

Es ist Donnerstagabend, der 7. Juli 2011 um 17.45 Uhr, und wir haben soeben das berühmteste Stück des Highways erreicht. Ab hier geht es 146,6 km ohne Kurven einfach nur geradeaus. Die Nacht verbrachten wir auf der Domblegabby Rest Area. Diese liegt im ersten Drittel des Schnurgeraden Highway-Abschnitts. Zum Abendessen gab es Singapur-Nudeln mit Süß-Sauer-Gemüse-Sauce und Streifen vom restlichen Rinderaufschnitt*rofl*, leider ohne Zwiebeln. Frischfleisch gab es hier draußen leider nicht:p. Dazu gab es eine Flasche unseres Lieblingsrotweines des Weingutes Banrock Station aus South Australia. Der Grimms Cabernet erinnert sehr an Lambrusco und ist mega lecker. Nach einer für mich nicht gerade gewinnbringenden 5er Runde Kniffel haben wir uns "The Bucket List" mit Morgan Freeman und Jack Nickolson in den Hauptrollen, ein sehr brillanter Film, angeschaut.
 Heute Morgen sind wir schon um 7.30 Uhr, was sehr früh für unsere Verhältnisse ist, aufgestanden. Vermutlich haben wir noch nach alter Zeit getickt:‘). 1,5 Stunden später, also um 9.00 Uhr, wäre normal gewesen. Nach einem gemütlichen Frühstück, ohne Obst diesmal, habe ich mich ans Steuer begeben. Ich wollte unbedingt auf dem geraden Highway fahren. Ein kurzer Tankstopp in Balladonia, $ 1,85 pro Liter, und Norseman, $1,55, unterbrachen die Autofahrt. Der Eyre Highway, insgesamt 2700 km lang und nach John Eyre, der 1841 diesen Teil des Nullarbor Plain als erster bezwungen hat, benannt, führt durch den größten Eukalyptuswald mit mehr als 20 Eukalyptusbaumarten.

Nach über 300 km Fahrt habe ich in Norseman am Beacon Lookout, ein Aussichtspunkt mit spektakulärem Blick über den Ort, die bewaldeten Weiten und zu den nahegelegenen Granitfelsen, das Steuer wieder an Basti übergeben. Auf der ganze Strecke sind uns sechs Fahrradfahrer entgegen gekommen, die teilweise mutterseelenallein unterwegs waren, und haben uns ganze 2 PKWs, und ich bin der Meinung, es war beide Male der Gleiche, überholt, ansonsten ist niemand in unsere Richtung gefahren. Und ich musste mich an das mehr oder wenige ständige gegrüße des doch verhältnismäßig raren Gegenverkehrs gewöhnen. Man ist das anstrengend. Wer nicht grüßt wird als arroganter Reisender bezeichnet, so stand es jedenfalls im Herrenklo in Balladonia an die Wand gekritzelt, wie mir Basti berichtete.
In Norseman gab es einen riesigen Pot Kaffee
und ein kleines Stück Kuchen und nach ein paar gemachten Fotos von den am Kreisverkehr stehenden "Tin Camels" (Kamele aus Blech) fuhren wir weiter nach Esperance, nach mehreren tausend Kilometern die erste Metropole mit etwa 14.500 Einwohnern.
Kurz nach Norseman hatten wir einen riesigen Regenbogen so ziemlich direkt vor unserer Nase und es schien für einen kurzen Moment als würde dieser direkt neben uns auf dem rechten Seitenstreifen des Highways entspringen. Doch leider war es das falsche Ende, ohne Goldschatz;').

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