Montag, 4. Juli 2011

Flinders Ranges - Coober Pedy - Port Augusta - Port Lincoln

Nach einer ausgibigen Dusche ging es bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein am Mittwoch nun endlich los. Am Dienstag haben wir noch die letzten Einkäufe erledigt, aufgetankt, unsere Reifen mit neuer Luft versorgt, was bitter nötig war, und die letzte Waschmaschine angeschmissen... Außerdem sollte es Dienstagabend noch ein thailändisches Abendessen, gekocht von Rob`s Noch-Ehefrau, geben, doch sie hatte das wohl eher für Mittwoch geplant, was uns jedoch nicht in den Zeitplan passte.
Bye bye Riverland. Über Berri, Barmera, Waikerie und Morgan ging es nach Burra, einem kleinen Örtchen mit "alte Welt"-Charakter. Wir genossen die Nachmittagssonne bei einem Kaffee und fuhren anschließend zu einem etwas erhöhten Aussichtspunkt mit Blick über die kleine Stadt und die stillgelegte Kupfermiene. Über Peterborough, wo wir einen kurzen Tankstopp einlegten, ging es weiter nach Hawker. 

Unterwegs das erste Highlight - der "Magnetic Hill". 
Ein paar Kilometer westlich vom Highway befindet sich ein Hügel, der einen staunen lässt. Wir erwarteten kein Wunder. Doch was wir erlebten machte uns schier sprachlos. Ein riesiger Pseudo-Magnet markiert den Punkt, von wo aus das Auto, mit abgestelltem Motor, alleine den Hügel hinauf rollen soll. Und tatsächlich, wir stellten den Motor ab, lösten die Handbremse und schon setzte sich Eddy, wie von Geisterhand gezogen, in Bewegung. Es war kein steiler Hang, aber es ging offensichtlich bergauf - unglaublich!!! Wir waren so fasziniert und Basti drehte vorsorglich ein kleines Video zum Beweis, da uns das wahrscheinlich eh kein Mensch glauben wird... 
 
Hawker ist ein kleines verschlafenes Nest im Süden der Flinders Ranges. Dort haben wir im "Old Ghan" Restaurant zu Abend gegessen. Das Restaurant ist nach einer alten Dampflokomotive benannt und von einer Schweizerin und einem Schweden geführt. Das Essen war alles andere als empfehlenswert. Genächtigt haben wir etwas außerhalb des Ortes auf einem ebenfalls nicht weiter zu empfehlenden Campingplatz, den wir ausschließlich zum Schlafen nutzten. Am Morgen fuhr Basti zurück nach Hawker, ich lag noch im Bett, wo wir gemütlich auf einem Picknickplatz frühstückten. Auf dem Highway kurz vor Hawker war alles weiß. Eine riesige Schaar rosabäuchiger Vögel und Kakadus saß auf der Straße... unbeschreiblich. Basti bremste, doch ein entgegenkommendes Auto schäuchte alle auf. Tausende Vögel - der blanke Wahnsinn. Nach dem Frühstück fuhren wir zum Jarvis Hill Lookout. Wir krachselten ein Stück den Berg hinauf und wurden mit einer wunderschönen Aussicht über eine riesige Ebene, die von Bergen umsäumt wird und in deren Mitte Hawker liegt, belohnt. In 60 km Entfernung konnten wir den Wilpena Pound, unser nächstes Ziel, erkennen. Der Wilpena Pound ist ein 80 qkm großes Becken, das sich inmitten einer Bergkette der Flinders Ranges, im Süden des Flinders Ranges Nationalparks, befindet. Ein paar Kilometer südlich von Hawker befinden sich die "Yourambulla Caves". Auf halber Höhe zum Yourambulla Gipfel kann man noch heute in kleinen Felshöhlen Malereien der Aboriginies bewundern. Auf dem Weg zur zweiten von 3 Höhlen stolperte Basti beinahe über ein schlafendes Känguruh, doch das machte sich schneller aus dem Staub als ich den Fotoapparat griffbereit hatte... Die Sonne stand hoch am Himmel und wir kamen schweißgebadet nach unserer kleinen Wanderung am Auto an. Seit Wochen das erste T-Shirt-Wetter:'). Wir fuhren weiter nach Norden. Die Landschaft wurde immer hügeliger und auch irgendwie karger. Einmalig jedenfalls. Im Flinders Ranges Nationalpark sah ich das erste Emu. Wir hielten an um welche zu fotografieren, doch sie stolzierten davon. Drei von ihnen kamen langsam in unsere Richtung, blieben am Straßenrand stehen, so als würden sie nach dem Verkehr Ausschau halten, und rannten nacheinander mit geducktem Kopf im Sauseschritt über die Straße. Dabei machten sie einen sehr dämlichen Eindruck.
In Wilpena angekommen, machten wir uns auf den 3,8 km langen Fußmarsch zum Lookout, von wo aus man eine schöne Aussicht über den Wilpena Pound hat. 3 Stunden sollte man für die Wanderung einplanen. 

Wir waren bereits nach 1¾ Stunden wieder zurück. 
Nördlich vom Nationalpark, auf dem Weg nach Blinman, dem höchsten Ort in South Australia mit ca. 50 Einwohnern, kamen wir an der "Great Wall of China" vorbei. Anschließend erlebten wir einen herrlichen Sonnenuntergang. Gerade rechtzeitig erreichten wir Blinman, wo wir einen kurzen Blick zur historischen Kupfermine erhaschen konnten, bevor es dunkel wurde. Nächstes Ziel sollte Mt. Chamber und Lake Frome sein, doch wir deuteten das Schild an der Straßenkreuzung, dass die Befahrbarkeit der unbefestigten Straße angibt, wie man es von Pässen aus Österreich und der Schweiz kennt, falsch. Wir dachten es wären nur Wagen mit Allradantrieb erlaubt. Doch später fuhren wir auf einer ebenso gekennzeichneten Straße über 370 km, da wir sowieso keine andere Wahl hatten... 

Wir entschlossen uns also stattdessen westlich über Parachilna, das 5 Einwohner gemäß "Lonely Planet" zählt, und anschließend weiter nach Leigh Creek zu fahren. Dort schlugen wir auf einem Rastplatz vor dem Ortseingang unser Nachtlager auf. Das erste Mal seit Wochen haben wir mal wieder Nudeln mit Tomatensauce auf unserem Campinggasherd gekocht. Wie schnell hat man sich wieder ans reisen und den damit fehlenden Komfort gewöhnt. Als Abendprogramm gab es den Film "The Hangover" und dann ging es ab ins Bett. Der Sternenhimmel über Australien ist sowieso atemberaubend und jeden Abend wieder neu faszinierend, aber hier über Leigh Creek haben wir die "Milchstraße" zum ersten Mal komplett gesehen...
 
Nach einer sternenklaren Nacht folgte ein sehr sonniger und recht warmer Morgen. Überhaupt ist es hier viel milder und wärmer als im Riverland. Wir frühstückten gemütlich in der Sonne, tankten noch voll und fuhren dann weiter nach Norden in Richtung Marree. Der Sprit wird zusehens teurer. In Renmark, im Riverland, noch $ 1,32 bezahlt, kostet Benzin hier schon $ 1,69.

 
Wir kamen an Lyndhurst vorbei. Gemäß Ortsschild leben hier an den meisten Tagen 30 Menschen. Vermutlich eine große Familie, denn es hatte in diesem jungen Ort nur einen einzigen Grabstein von 2004. Die Legende besagt, dass sich 2 Reisende getroffen haben und ein Zelt aufschlugen. Sie rasteten und rasierten sich. Die abrasierten Haare ihrer Bärte sammelten sie zusammen und platzierten sie an einem Felsen…
Ein kleines Stück nördlich von Lyndhurst liegen die "Ochre Pits". Ochre ist ein sehr farbiges Gestein. Es wurde für viele Zwecke verwendet. So zum Beispiel als Medizin, zum Handel gegen Werkzeuge, für zeremonielle Körpermalereien und andere Malereien mit symbolischer Bedeutung. Es wurde entweder pur verwendet oder mit Tierfett und Vogeleiern gemischt. Über meist unbefestigte Straße ging es weiter nach Marree. Ein ebenfalls sehr kleiner Ort. Fehlt nur noch, dass die Strohballen über die Straßen wehen… Hier kostete der Sprit schon $ 1,95. In Marree ist noch ein alter Bahnsteig zu sehen und einige uralte Wagons stehen herum. Die Schienen sind mit Gras überwachsen. Die Bahnlinie ging vermutlich bis William Creek parallel zum Oodnadatta Track. Der Oodnadatta Track ist eine unbefestigte Straße, die wir so schnell nicht vergessen werden. 207 km bis William Creek. Die gleiche Entfernung wie von Dresden nach Weimar, nur ohne Asphalt. Auch hier steht ein solches Schild, das zeigt, ob die Straße befahrbar ist oder nicht. Über Schotter, Geröll und Spurrillen ging es vorbei an endlosen Weiten und kargem Land. Weit und breit keine Menschenseele. Auch den Gegenverkehr konnten wir an einer Hand abzählen. 


Mit 30 bis maximal 80 km/h sind wir über die sehr staubige Straße geholpert. Wir dachten Eddy fällt jeden Moment auseinander und Basti hat sich schon mit allen Einzelteilen unter dem Arm nach William Creek zu Fuß gehen sehen. Am Straßenrand lagen mehr geplatzte und kaputte Reifen als üblicherweise tote Tiere. Und den ersten Dingo haben wir gesehen. Dingos sind intelligente wilde Tiere in Gestalt eines Hundes und vorrangig im Outback zu finden. Der Track führt am südlichen Lake Eyre vorbei. Ein riesiger Salzsee, der normalerweise trocken ist. Doch durch die starken Überschwemmungen in Queensland haben viele Flüsse und Seen im Süden wieder Wasser. Uns wurde nun schon mehrfach versichert, dass Australien selten landschaftlisch so schön und verhältnismäßig grün ist, wie wir es dieses Jahr vorfinden dürfen. Wir fuhren bis zum Wasser hinunter. Unter unseren Füßen befand sich eine mindestens 15 cm dicke Salzschicht. Es werden wohl sogar Autorennen auf dem sonst ausgetrockneten und sehr harten Boden gemacht. Am See trafen wir auf weitere Reisende, doch alle in Geländewagen und Autos mit Allradantrieb unterwegs. Naja, wir gesellten uns mit unserem klapprigen Van einfach daneben… 
 
In William Creek, mit 12 Einwohnern der kleinste Ort gemäß Straßenschild, angekommen traf uns der Schlag. Die Karre war staubig. Das Bett, sämtliche Klamotten, die Gardienen, einfach alles war mit einer dicken roten Staubschicht überzogen. Der Dreck ist sogar in unsere Vorratsbox gezogen. Es lagen weitere 166 km auf unbefestigter Straße bis Coober Pedy vor uns und wir verwarfen den Plan in William Creek unser Lager aufzuschlagen, denn wir wollten die staubigen Straßen hinter uns lassen. Wir tankten, für $ 2,20 diesmal, und fuhren weiter. Die Straßenverhältnisse wurden nicht besser. Während Eddy über den sehr rauen Belag klapperte und rumste wurde es neben mir immer ruhiger. Basti schwitzte Blut und Wasser. Leider konnte ich ihm keine Ablösung anbieten, denn sowas traue ich mir dann doch nicht zu… 

Selbst für mich als Beifahrer war die Fahrt extrem anstrengend. Ich saß total verkrampft in meinem Sitz und im Radio lief seit Stunden "The Best of Cat Stevens" hoch und runter, denn Sender gab es in dieser Einöde sowieso keine zu empfangen…
Der Tag neigte sich mit einem irren Sonnuntergang dem Ende entgegen. Wir fuhren durch eine riesige Ebene, auf der sich das Abendrot etwa eine Stunde hielt. Zunächst verfärbten sich Himmel und Wolken golden und nachher rosarot. Als die Sonne untergegangen war reichte die Farbpalette von lila bis dunkelrot. Unbeschreiblich! Man muss sich einen schwarzen Teller vorstellen, unter dessen Rand verschieden farbiges Licht leuchtet. Wir fühlten uns wie auf einer flachen schwarzen Scheibe, 390° nichts außer flaches Land, die fast rundherum von unten beleuchtet wird, nur hinter uns am Horizont war es dunkel. 

Anders kann ich den Sonnenuntergang nicht beschreiben. Der farbige Himmel hing rund wie eine Käseglocke über uns. Es lässt sich sicher schwer nachvollziehen, aber es war absolut einmalig. Ich habe selten ein solch unbeschreibliches Naturspektakel gesehen… 
 
Wir erreichten Coober Pedy gegen 19.00 Uhr. Schon da machte die Stadt einen sehr faszinierenden Eindruck auf mich. Wir suchten ein chinesisches Restaurant auf und fanden einen Campingplatz etwas außerhalb der Stadt. Vor dem Schlafen gehen beseitigten wir den gröbsten Staub und Dreck aus unserem Van und setzten die Reinigung am nächsten Morgen fort. Nach dem Frühstück machten wir uns auf in die Stadt. In Coober Pedy leben ca. 3500 Menschen, davon etwa 500 Aboriginies. 

In der Zivilisation sind Aboriginies eine große Ursache für Gewalt, daher ist es nicht empfohlen in Coober Pedy über Nacht zu bleiben, die meisten Fenster von Geschäften und Einrichtungen sind mit Gitterstäben gesichert. Überhaupt macht die Stadt einen sehr verbunkerten Eindruck. Was nicht zuletzt am noch immer aktiven Bergbau liegt, Cooper Pedy ist das Zentrum des Opal-Abbaus, und an der Tatsache, dass über 80% der Bevölkerung unter der Erde in „Underground Homes“ leben. Auch die Hotels und Caravanparks sowie einige Restaurants liegen unter der Erde. Zunächst wollten wir tanken, doch es gab kein `91er Benzin mehr. In der Tankstelle hatten wir jedoch die Möglichkeit für je $ 3,50 eine Dusche zu nehmen. Nach Eddy befreiten auch wir uns von dem ganzen Staub. Und Coober Pedy hat glücklicherweise nicht nur eine Tankstelle:'). Wir besichtigten eine Opalmiene und anschließend das „Underground Home“ von Mrs Faye. Sie, bzw. das Ehepaar, das heute darin wohnt, stellt die Wohnung für Besichtigungen zur Verfügung. Mrs Faye kam 1961 nach Coober Pedy. Damals hatte es 70 Einwohner. Das einzige Gebäude über der Erde war eine Schule. Die Einwohner errichteten ein Café für Mrs Faye, in dem sie als Köchin arbeitete und sich bewährte. Dieses wurde jedoch durch ein schlimmes Unwetter zerstört, worauf sie ins Opal-Geschäft einstieg und reich wurde. Mit zwei weiteren Frauen bewohnte sie eine Höhle, die etwa die Größe einer Garage hatte. 10 Jahre hatten sie gebraucht um weitere 6 Zimmer von Hand ins Gestein zu graben, die heutige Wohnung des australischen Ehepaars. Oberirdisch gibt es lediglich ein sogenanntes Unterhaltungszimmer. Darin befinden sich ein Pool, der erste in Coober Pedy, und ein Billardtisch. Über dem Pool hängt ein riesiges Gemälde der "Breakaways", eine bizarre Hügel- und Felsformation nördlich von Coober Pedy, die wir noch am gleichen Abend besichtigten. Dort gibt es schwarzes Mondgestein, womit Faye ihre Bar und den Kamin, welcher niemals in Betrieb war, verkleidet hat. In den „Underground Homes“ braucht es keine Heizung, da die Temperatur im Inneren, selbst bei Außentemperaturen von im Sommer bis zu 50°C und im Winter um die 0°C, immer zwischen 20 und 26°C beträgt. Belüftet werden die Wohnungen über Schächte in der Decke, die von außen wie kleine Schornsteine das Stadtbild zieren. Nur Fenster und damit Tageslicht gibt es nicht. Heutzutage werden diese Wohnungen unter der Erde aber maschinell ausgehölt. Ein Raum kann so an einem Tag fertiggestellt werden. Nach 22 Jahren hat Faye aus gesundheitlichen Gründen Coober Pedy wieder verlassen und ist zurück nach Queensland gezogen. Vor 5 Jahren war sie das letzte Mal zu Besuch. Gemäß dem australischen Ehepaar ist sie heute 78 Jahre alt und dieser Tage noch immer eine umwerfende Lady:').
Am Abend waren wir in John`s Pizza Bar. Das Restaurant liegt leider nicht unter der Erde, ist aber sehr zu empfehlen. Und zum Samstag sollte man, wahrscheinlich aufgrund der Beliebtheit, mit Wartezeiten bis zu einer Stunde rechnen:').
Anschließend haben wir Coober Pedy, eine Stadt, die man unbedingt gesehen haben muss, in Richtung Süden verlassen. Der Campingplatz am Lake Hart Lookout war gegen Mitternacht unsere letzte Station… und nach dem Aufstehen wurden wir bei strahlendem Sonnenschein mit einer super Aussicht über den See belohnt. Nächster Stopp war Port Augusta. Ein hübsches Städtchen fernab des Outbacks. Von hier aus sollte es über den Highway direkt Richtung Westen gehen, doch nachdem wir am Morgen noch einen kurzen Plausch mit einer Dame aus Whyalla hatten, haben wir unsere Route mal wieder geändert. So machen wir einen Umweg von etwa 500 km und nehmen noch den Landzipfel Eyre Peninsula mit. Gestern Abend sind wir bis kurz vor Arno Bay gekommen, wo wir bei den "Red Banks" direkt am Meer geschlafen haben. Eine herrliche Aussicht wartete heute Morgen auf uns. Es hat die ganze Nacht gestürmt wie verrückt und heute wechseln sich gelegentliche Schauer mit Sonnenschein ab. Vorbei an Arno Bay, Port Neill und Tumby Bay sind wir nun in Port Lincoln angekommen. Hier gibt es einen großen Frachthafen. Rob hat vor einiger Zeit auch Container mit dem LKW von Port Lincoln ins Riverland gekarrt. Port Lincoln ist die "Seafood" Hauptstadt von Australien. Als nächstes gönnen wir uns einen Kaffee und werden uns Port Lincoln etwas genauer anschauen.  

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