Mittwoch, 20. Juli 2011

Esperance - Perth

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit haben wir Esperance erreicht. Esperance liegt direkt am Meer und neben einem schönen Jetty hat man vom Strand einen herrlichen Blick über die vorgelagerten vielen kleinen Inseln. In der Dämmerung ließen sich schnell noch ein paar Fotos einfangen. Der erste Supermarkt seit mehreren tausend Kilometern. Nachdem wir ein bisschen Brot und die wichtigsten Dinge für die weitere Reise eingekauft hatten machten wir uns auf die Suche nach einem Chinesen zum Abendessen. Die "Kungfu Noodle Box" war schnell gefunden. Hm… leckere chinesische Reisnudeln mit Rind, diversem Gemüse und einer hervorragenden Sauce, sehr zu empfehlen und dazu noch recht günstig:‘). Basti hatte Thai Sweet Chilli Beef mit dünnen Eiernudeln - auch sehr lecker. Anschließend waren wir noch im Restaurant "zum Goldenen M". Dort hat es A: Internet und B: ein Eis zum Dessert. So konnte ich meinen neuen Bericht hochladen. Vielen Dank Basti für deine Engelsgeduld. Eh die Fotos ausgesucht, hochgeladen und dann auch noch passend im Text eingefügt sind, vergeht schon einige Zeit. Schließlich muss ja auch alles passen! Nach der Internetsitzung noch schnell getankt verließen wir den gemütlichen Ort in Richtung Ravensthrope und das Abenteuer ging weiter. Wir waren gerade 2 km gefahren fiel der Tacho aus. Ich hatte Mutti am Telefon um vom neuen Bericht zu erzählen als es neben mir plötzlich kopfschüttelnd NADINE ruft! Offensichtlich war es wirklich nur der Tacho und damit in Verbindung der Kilometerzähler. Beim letzten Mal vor über drei Monaten steckte ein bisschen mehr dahinter. Ohne lange darüber nachzudenken beschlossen  wir den direktesten Weg nach Perth, ohne Umwege über Albany und die Südküste, zu nehmen. Dort wollen wir Eddy verkaufen und durch Judda ersetzen. Judda hat hoffentlich Allradantrieb, Servolenkung, Heizung, mehr als 1 mm dickes Reifenprofil, eine leicht schließende Fahrertür und einen Fahrersitz ohne mondkraterartige Löcher und ist in besserer Verfassung. Eddy wird eben langsam alt. Aber er war uns stets ein treuer Begleiter und bot uns immer, in guten wie auch schlechten Zeiten, ein bequemes Bett zum Schlafen in seinem Bauch.
Zum ausgefallenen Tacho kam noch eine dicke Nebelsuppe hinzu. Wir tasteten uns bei Sichtweiten von zum Teil unter 10 Metern über den Highway. Die Geschwindigkeit ließ sich nun sowieso nur noch grob schätzen. Es war eiskalt und die Scheiben beschlugen durch die Feuchtigkeit. Die Lüftung lief und aus jeder Ritze zog kalte Luft herein. Gegen Mitternacht erreichten wir Ravensthrope. Und nach längerer Suche fanden wir auch den richtigen Weg wieder heraus. Wegweiser sind hier recht rar. Der Ort, über dessen Dächern eine dicke Nebeldecke lag, machte einen sehr trostlosen und grauen Eindruck. 9 km nördlich von Ravensthrope sollte es einen Rastparkplatz geben, den wir schließlich auch fanden. Ich war froh als ich mich endlich in mein warmes Bett kuscheln konnte und auch Basti war von der nicht ganz so einfachen Fahrt extrem mitgenommen. 

Am nächsten Morgen, Eddy sprang glücklicherweise noch an, fuhren wir nach Heyden. Dort wollten wir den "Wave Rock" ansehen. Der "Wave Rock" ist ein riesiger Fels, der einer sich jeden Moment brechenden Welle gleicht. Mehrfarbiger Granit und rotes Ochre-Gestein lassen diese gigantische 15 m hohe und 110 m lange Welle, vor 60 Millionen Jahren durch Erosionen geformt, so lebendig. Nach einer kurzen Fotosession vor und auf der Welle fuhren wir weiter in Richtung Perth und konnten unterwegs einen wunderschönen Sonnenuntergang genießen...

Nach einer weiteren Nacht auf einem Rastplatz neben dem Highway haben wir Perth erreicht. Ca. 5192 km und 12 Tage liegen nun seit Verlassen des Riverlandes hinter uns. Erste Amtshandlung: eine ausgibige Dusche im Bahnhof:‘).

Seither ist über eine Woche vergangen… Und es gibt jede Menge zu berichten, sodass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll:‘)
Perth ist eine sehr eindrucksvolle Stadt die uns entgegen unseren Erwartungen sehr gut gefällt. Eine Mischung aus Wolkenkratzern und Palmen hebt Perth von anderen Städten ab und verbreitet ein besonderes Flair. In der Fußgängerzone laden unzählige Cafés zum Verweilen ein. Ein Bummel durch den London Court ließ viele Erinnerungen aus meiner Zeit in England aufleben. Und mittlerweile kennen wir fast jedes Restaurant im asiatischen Viertel. In den meisten Restaurants war es sooo lecker, dass wir gerne eine zweite Portion gegessen hätten, aber einige waren auch zum Davonlaufen. Vom Sojarelish bis zum unechten vegetarischen Hühnchen (bäh:‘) war alles dabei…

Perth, die Geburtsstadt von "Judda" und die Endstation von "Eddy"…
Nach einer aufregenden ersten Nacht in der "Judda", es war ein bisschen schwierig gestern Abend ins Bett und heute Morgen wieder heraus zu klettern, haben wir nach der Umschreibung des Autos auf meinen Namen, Perth in Richtung Süden verlassen. Zum Frühstück waren wir bei „miss maud“, einer schwedischen Konditorei mit einer sehr  appetitanregenden Kuchen und Tortenauswahl. Himmlich… !!! Zur Überraschung servierte mir die sehr freundliche Verkäuferin eine kleine Schokoladentorte mit der Aufschrift "Happy Birthday". Basti hatte seine Finger im Spiel… Doch mein Stück Kuchen war so massig, dass ich die Geburtstagstorte zum Mitnehmen verpacken lassen musste. Zur Torte gab es ein kleines süßes Kücken im Ei, dass gleich seinen Platz an meinem Armband gefunden hat:‘) Vielen lieben Dank Basti!
So sonnig wie der Tag begonnen hat - die Polizei hat uns schon halb acht aus dem Schlaf geklopft, denn es ist verboten im Bold Park und der umliegenden Region über Nacht im Auto zu schlafen und Gardienen zur Tarnung haben wir noch keine - so arg schifft es mittlerweile, was extrem untypisch ist für einen 20. Juli:‘p.

Ganz nebenbei: wir feiern heute Gipfelfest - 6 Monate Australien:') Hoffentlich wird die zweite Halbzeit genauso schoen!

… aber nun zurück zur Geschichte von Eddy und Judda.

Am Montag haben wir uns als allererstes auf die Suche nach einer Autowerkstatt gemacht, um den nicht mehr funktionierenden Tacho reparieren zu lassen. Dazu sind wir das obere Stück vom Albany Highway, der von Perth in den Süden führt, hoch und runter gegurkt. Auf diesem Stück hat es unzählige Werkstätten, Autohäuser und Gebrauchtwagenhändler. Genau das was wir brauchten:‘). Ein Mechaniker schickte uns zum Nächsten. Entweder war es nicht sein Fachgebiet oder es lag am vollen Terminkalender… Schlussendlich landeten wir bei Kim in einer Hinterhofwerkstatt. Er verlangte weder $ 150 Prognosegebühr noch $100 Stundenlohn. Er wusste ungesehen wo das Problem lag. Einmal unters Auto gekrochen holte er das lose Ende, das das Verbindungsstück zwischen Gangschaltungsanlage und dem Tachokabel darstellte, heraus. Mit der Aufgabe ein neues Tachokabel zu besorgen schickte er uns auf einen nahgelegenen Schrottplatz. Dort fanden wir das passende Kabel für einen Apfel und ein Ei, sowie eine neue Verblendung für unser Rücklicht, das schon seit dem Kauf zerbrochen und notdürftig geklebt war. Kim, der grauhaarige Chinese unseres Vertrauens, vertröstete uns auf den nächsten Tag. Der Einbau dauere eine gute Stunde. Wir sollten am Dienstag vor dem Mittag da sein. 16 Uhr konnten wir Eddy wieder abholen. $ 80 kostete der ganze Spaß und unsere Fahrertür fällt wieder butterweich ins Schloss, die hat er auch gleich noch gereichtet. Anschließend haben wir Eddy einer gründlichen Wäsche unterzogen, seine Altersflecken zugepflastert und mit weißer Farbe übertüncht. Das Ergebnis sprach für sich. Am gleichen Abend haben wir den Van bei "gumtree", einer australischen Website für Backpacker, inseriert und einige Kopien in diverse Hostels verteilt. Seit Mittwoch machte sich etwas schlechte Laune breit, da sich niemand auf unsere Annonce meldete. Der Weg führte uns nochmals zu Kim, der auf den ersten Eindruck etwas mürrisch wirkte und mittlerweile richtig nett war. Seit dem Kabeleinbau funktionierte nun zwar der Tacho, aber dafür war die Tank- und Temperaturanzeige tot. Mit wenigen Handgriffen war dieses Wackelkontaktproblem vorerst gelöst. Am Donnerstag, als die Anzeige beim Start wieder ausfiel, legte Basti selbst Hand an und schraubte das halbe Cockpit auseinander. Vorrausschauend hatte er Kim genau über die Schulter geschaut:‘). Ein ausgiebiger Stadtbummel füllte den Tag. Es hatte sich noch immer niemand gemeldet. In unserer Verzweiflung sind wir um $ 400 und später $ 500 im Preis heruntergegangen und haben weiter Flugblätter verteilt. Wir fingen an, an dem Gedanken, Eddy zu behalten, mehr oder weniger Freude zu finden. Und entschieden uns daher die Vorderreifen, die mittlerweile gar kein Profil mehr hatten, zu erneuen. Kim hatte uns einen deutschen Reifenhändler in der Nachbargarage empfohlen. Freitagmorgen machten wir uns also zum zigsten Male auf in die William Street am Albany Highway. Dieser deutsche Reifenhändler, der sich als unangenehmer Landsmann herausstellte, versuchte uns neue Reifen einer Billigmarke auf zu quatschen. Er habe zur Zeit keine Gebrauchten. Doch $ 75 pro Reifen, deutscher Spezialpreis, war uns immer noch zu teuer. Kurzentschlossen fuhren wir wieder zu unserem Lieblingsschrottplatz. Dort hatte es mehrere abgestellte Brüder von Eddy. Einer von Ihnen spendete uns seine Vorderreifen, die noch fast nagelneu waren, und zwei Gummis von der Fahrertür. Zusätzlich bekamen wir einen Wagenheber geschenkt. Das Gesamtpaket kostete uns mit Reifenmontage $ 100. Wiedermal ein Schnäppchen:‘). Zurück auf dem Highway klingelte das Telefon, was alles änderte...
Franzosen wollten den Van sehen. Wir arrangierten noch für den gleichen Tag ein Treffen. Auf dem Weg zum Treffpunkt viel doch tatsächlich die Tankanzeige wieder aus. An der Ampel stehend nahm Basti zum wiederholten Male erfolgreich das Cockpit auseinander. Wie schon lange Zeit zuvor vereinbart, wollte Basti das Verkaufsgespräch alleine durchführen. Zu groß war die Gefahr, dass ich mich verquatsche und die ein oder anderen Mängel erwähne. Doch Basti war extrem erfolgreich und hat Eddy verkauft. Die beiden Franzosen, die selber einen viel zu kleinen  Van fahren, wollten ihn unbedingt haben. Die Freude war groß und die Euphorie um "Judda" blühte schlagartig wieder auf. Nachdem wir die Zusage bekommen haben, machten wir noch am selben Abend den Vertrag fertig...

...doch dazu werde ich euch beim naechsten Mal mehr erzaehlen, denn ICH:‘) habe heute Geburtstag und moechte meinen Abend noch in netter Gesellschaft bei einem Glas Rotwein ausklingen lassen...

Viel Spass beim Lesen!

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