Mittwoch, 8. Mai 2013

Sehnsucht nach Australien

Am 1. Mai ging's wieder los. Dieses Mal mit meinen Eltern. Geplant ist eine kleine Exkursion durch meine Erlebnisse der letzten zwei Jahre entlang der Westküste Australiens von Perth nach Darwin. 
Nach einem 19 Stunden Flug mit Zwischenstopp in Singapur sind wir kurz vor Mitternacht am 2. Mai in Perth gelandet. Mit dem Airport Shuttle ging es zum Perth City YHA, ein tolles Hostel, wo wir uns für die ersten beiden Nächte eingebucht hatten. Hundemüde mussten wir nach dem check in nachts um 2:00 Uhr noch unsere Betten beziehen. 
Nach einer sehr erholsamen ersten Nacht, jedoch hatte es eine ganze Weile gedauert bis wir einschlafen konnten, wurden wir am Morgen unsanft von am Kopfkissen vorbeifahrenden Zügen geweckt. Das Hostel liegt leider direkt neben Bahngleisen aber dafür sehr zentral. Für meine Eltern muss es ein absolutes Highlight gewesen sein, in einem 4-Dorm im Doppelstockbett aufzuwachen und mit Kulturbeutel und Handtuch unterm Arm ins Gemeinschaftsbad zu schlürfen um dort die Morgentoilette zu verrichten... :) Frisch geduscht haben wir uns zu Fuß ins Stadtzentrum und auf die Suche nach etwas essbarem begeben. Im Brave Cafe gab es scrambled eggs on toast, omelette and eggs benedict, dazu einen Orangensaft und den ersten australischen Kaffee für meine Eltern - Long Black und Flat White...  Anschließend machten wir die Innenstadt unsicher. Unsere Erkundungstour führte auf Umwegen in den Kings Park, wo man eine herrliche
Aussicht über den Swan River und die Skyline von Perth hat. Auf einer Parkbank haben wir erstmal alle viere gerade sein lassen und die angenehm warmen Sonnenstrahlen genossen. Zurück in der Fußgängerzone haben meine Ellis 101 Sonnenhut in 20 verschiedenen Souvenirshops aufprobiert. Mein Papa konnte sich letztlich für einen entscheiden und sieht nun wie ein waschechter australischer Nationalpark Ranger aus. Am Abend habe ich Mirjam und Bill wiedergetroffen. Das englische Pärchen habe ich damals in Dunsborough kennen gelernt. Gemeinsam mit meinen Eltern waren wir im Restaurant Tom's Kitchen und nach anfänglichen Schwierigkeiten gab es viele interessante deutsch-englische Gespräche. 

Nach einer weiteren Nacht im Hostel und einem weniger spektakulären Frühstück, Meinem Papa ging es leider gar nicht gut, haben wir unsere sieben Sachen zusammen gepackt, die Betten abgezogen (für mich ist das ja nichts besonderes, aber für die etwas ältere Generation schon) und uns mit dem Bus auf dem Weg nach Redcliff gemacht um dort unseren Britz Campervan abzuholen. Als die Formalitäten erledigt waren, der Van nach offensichtlichen Mängeln gecheckt und uns liebevoll erklärt wurde, saß ich auch schon hinter dem Steuer und unser Abenteuer konnte beginnen. Zunächst ging es zurück zum Hostel wo wir unsere Koffer schnappten und anschließend fuhren wir nach Dunsborough, wo ich insgesamt ein Jahr in Bunker Bay in einem Restaurant eines 5* Resorts gearbeitet habe. Ich war schon so gespannt bekannte Gesichter wieder zu treffen. Nach einer kurzen Ortsbesichtigung, dann Dunsborough ist ja nicht sehr groß, entschieden wir uns für einen kleinen Spaziergang um den Leuchtturm von Cape Naturaliste, unweit von Bunker Bay. Anschließend haben wir uns recht umständlich, es war noch nichts organisiert, zum ersten Mal in unserem Campervan umgezogen und gesellschaftstauglich gemacht. Für 19.00 Uhr hatte ich uns einen Tisch im "The Other Side of the Moon" Restaurant reserviert. Und ich wurde schon erwartet. Es war ein absolut hammermässiger Abend. Ich hatte Austern, ein Rinderfilet und zum Nachtisch teilte ich mir eine Bombe Alaska mit meiner Mum. Matze, ein deutscher Koch und guter Freund den ich mittlerweile auch schon eine ganze Weile kenne, hat meinem Papa eine Kartoffelsuppe aus dem Hut gezaubert, da es ihm leider noch immer nicht besser ging. Raik, mein ehemaliger Boss, hat uns eine Flasche Chardonnay von Wills Domain offeriert. Er war bereits auf dem Nachhauseweg und ist nach einem kurzen Anruf wieder zurückgekommen und hat sich ein paar Minuten mit an unseren Tisch gesetzt. Ich fühlte mich wie ein Ehrengast. Wir bekamen einer super Service von einer meiner ehemaligen Lieblingskolleginnen. Und es war sooo toll bekannte Gesichter wieder zusehen. Ich wollte gar nicht wieder gehen. Auch in der Küche wurde ich herzlich begrüsst... 
Nach dem Essen fuhren wir zu 3 Deutschen, Jay, Willi und Matze, bei denen wir im Vorgarten campen durften. Meine Eltern richteten unseren Van nun zum ersten Mal für die Nacht her. Während ich mich noch auf eine kleine Hausparty, die glücklicherweise noch kurzfristig ins Rollen gekommen ist, begab. Ich erlebte einen unvergesslichen Abend. Gegen 3.30 Uhr quälte ich mich nun zum ersten Mal in mein Bett unters Dach. Bei 40-50 cm Höhe bleibt nicht wirklich viel Bewegungsfreiheit... 

Wir schreiben den 5. Mai.
Die erste Nacht im Campervan ist gut überstanden. Zunächst haben wir etwas Ordnung ins Chaos gebracht und den Van ein wenig besser eingerichtet. Dann gab es einen Pie auf die Hand sowie einen Coffee to go... Frisch gestärkt konnte der Tag starten. Mit vollem Kühlschrank ging es auf nach Busselton. Dort haben wir einen Spaziergang über den endlosen Jetty gemacht und legendäre Simmo's Ice Cream gegessen...
Am Abend, nach 390 km Fahrt, haben wir unser Lager auf der Moore River Bridge Rest Area aufgeschlagen. Meinen Eltern war der Rastplatz mit Plumpsklo und eigentlich noch so gar nicht in der Wildnis, denn gerade einmal am Rande von Perth gelegen, aber überhaupt nicht recht. Dennoch haben wir es überlebt und das ist ja wohl die Hauptsache. 

Nach einem ausgiebigen Frühstück packten wir wieder alles zusammen und setzten unsere Fahrt weiter gen Norden fort. Erstes Ziel des Tages war das Pinnacles Desert. Das Landschaftsbild wird von über ein weites Gebiet verstreuten, steil aufragenden Kalksteinnadeln geprägt, die durch das jahrtausendelange Zusammenspiel von Wind, Regen und Temperaturen entstanden sind. Zwischen den vielen bis zu 4 m hohen Säulen hindurch führt eine festgefahrene Sandpiste, die nur in eine Richtung befahren werden darf. In kleinen Buchten haben wir immer wieder angehalten um die teilweise bizarren Formen zu bewundern und sie als Kulisse für das ein oder andere Foto zu gebrauchen. Das nächste Ziel war Kalbarri. Zuvor haben wir noch einen kurzen Abstecher zum Lake Thetis im nahegelegenen Ort Cervantes, an dessen Ufern man Stromatoliten, die ältesten bekannten fossilen Lebewesen der Erde, bewundern kann und nach Jurien Bay gemacht. In Geraldton haben wir unsere Fahrt lediglich durch eine kleine Shopping Tour im Supermarkt und einen Tankstop unterbrochen. Gegen 19.30 Uhr haben wir endlich den Tudor Holiday Park in Kalbarri erreicht. Don und Tracey, die Manager des Parks, haben uns herzlich empfangen und uns einen Campingplatz mit privatem Bad sehr kostengünstig zur Verfügung gestellt. Ich kenne das australische Ehepaar noch von meiner Zeit auf der Farm in Cobram, Victoria. Dort haben wir zusammen Birnen und Pfirsiche geerntet. Später waren wir im Riverland in South Australia und haben dort Baum an Baum Orangen und Mandarinen geerntet. Nach der Saison sind die beiden nach West Australien weitergezogen und in Kalbarri hängen geblieben. Seit dem bin ich nun schon das dritte Mal zu Besuch. 

Gestern mussten wir etwas früher aufstehen, denn um Viertel vor Neun werden die Pelikane gefüttert. Bis jetzt habe ich es noch nie zu diesem täglichen Event an der Mündung des Murchison River geschafft. Es kamen aber nur drei hungrige Mäuler vorbei, die noch nicht einmal viel vom Fisch abbekamen, da die meist sehr kleinen Kinder nicht weit genug werfen konnten und somit eher die gefräßigen Seemöwen gefütterten. Zurück im Caravan Park haben wir erstmal gefrühstückt. Es hatte sich schlechtes Wetter für den Nachmittag angekündigt. Doch ich wollte meinen Eltern die Schönheit des Kalbarri Nationalparks zeigen, dessen Landschaft zu den Höhepunkten auf dem Weg nach Broome zählt. Erster Stopp war nach 27 km unbefestigter Straße, deren Oberfläche an ein Wellblechdach erinnert, das Natures Window. Ein riesiges Fenster im Felsen, das hoch über dem Murchison River aufragt. Von hier bietet sich ein toller Blick auf den Fluß. Außerdem ist es ein sehr beliebtes Fotomotiv. Weiter ging's zum Z Bend. Ein Aussichtspunkt mit ebenfalls fantastischem Blick auf die farbenprächtige, tief eingeschnittene Schlucht des Murchison Rivers. Wir hatten enormes Glück mit dem Wetter. Zwar hingen ziemlich viele Wolken am Himmel, die die Sonne immer wieder vertrieben, aber vom angesagten Unwetter war weit und breit nichts zu sehen. Ganz ohne Wolken hätten wir es jedoch auch nicht ausgehalten. Denn dann wäre das Thermometer sicher bis zur 40 Grad Marke geklettert. Also nutzten wir den unerwartet trockenen Nachmittag um uns die sehr vielseitige Küstenlandschaft von Kalbarri anzuschauen. Kurze Stichstrassen führen zu Aussichtspunkten, die spektakuläre Blicke auf die Steilküste erlauben. Nach unzähligen Fotostopps wurden wir langsam müde und Hunger bekamen wir auch. Ein kleines BBQ mit Don und Tracey stand noch auf dem Programm. Also machten wir uns mit einer Flasche Wein im Gepäck wieder auf den Weg in den Caravan Park. Aus dem Grillabend wurde aber leider nichts. Don hatte sich bei seiner Arbeit den Rücken verletzt und lag schon im Bett. Kurzerhand haben wir unsere Känguruhspieße und Bratwürste selbst auf einem für Australien typischen Gasgrill, der im Park vorhanden ist, gebrutzelt und mit lecker Salat und einem Gläschen Riesling genossen. Kaum hatten wir unser Geschirr abgewaschen fing es an wie aus Eimern zu schütten. In Windeseile mussten wir alles wetterfest verstauen. Die Nacht war sehr unruhig und stickig, da wir aufgrund des Wetters kein Fenster öffnen konnten. Außerdem trommelte der Regen aufs Dach was mich in meinem Bett direkt unter der Decke noch eine ganze Weile am Einschlafen hinderte...

Heute Morgen haben wir uns gegen 8.00 Uhr aus den Betten gequält. Der Regen hatte kurzzeitig nachgelassen, was Mutti dazu veranlasste den Frühstückstisch draußen zu decken. Jedoch ohne Erfolg. Im Handumdrehen saßen wir wieder drinnen. Ein weiterer Regenguss. Dieses stürmische nass kühle Wetter sollte uns noch den ganzen Tag bis nach Denham begleiten. Schweren Herzens musste ich mich wieder einmal von Don und Tracey verabschieden. So schnell werde ich sie wohl nicht wieder sehen. Frisch betankt fuhren wir non-stop vorbei am Overlander Roadhouse bis nach Hamelin Pool, einer alte Telegraphenstation. Diese wurde 1884 erbaut und diente als Übertragungsstation für die Telegrafenleitung von Perth nach Roebourne. Die Station liegt direkt am 120 km langen Strand der nur aus Muschelablagerungen besteht. Die winzigen Kalkschalen sind teilweise bis zu 4 m tief aufgeschichtet. Früher nutzte man die kompakt gepressten Muscheln zum Hausbau in der Region. Ein erneuter Regenguss trieb uns zurück ins Auto und wir fuhren weiter bis nach Denham. Das Wetter hielt uns von weiteren Zwischenstopps entlang der Shark Bay ab. Die letzten 60 km strahlte mich unsere Tanklampe schön grell orange an. Ich war mir ziemlich sicher noch weitere 50 km fahren zu können aber 60? An der Tankstelle angekommen passten exakt 60 Liter in den Tank... War da überhaupt noch was drin? Naja, anschließend war mir alles egal und ich wieder zu jeder Schandtat bereit... 
Gegen 15.00 Uhr checkten wir in das Denham Seaside Tourist Village, ein Caravan Park den uns Tracey empfohlen hatte, ein. Anschließend machten wir uns zu Fuß auf eine kleine Erkundungstour entlang der Küste bis wir abermals von einem Regenguss überrascht wurden... Heute Abend wird nicht mehr viel passieren. Vielleicht gibt es nachher noch ein Gläschen Wein. Heute heißt es zeitig schlafen gehen, denn morgen müssen wir früh raus um rechtzeitig zur Delphinfütterung im 25 km entfernten Monkey Mia zu sein. 

1 Kommentar:

  1. Wo bleibt deine Postkarte?? :-)
    Schön das es dir gefällt und du eine gute Zeit mit deinen Eltern hast! Gruess Thomi

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